Der derzeitige Aufstand in Peru kostete bereits 62 Todesopfer. Auf der Abschlußkundgebung der Demo vor dem Brandenburger Platz, zu der das Kollektiv Fujimori Nunca Más für den 28.01. aufgerufen hatte, wurden sämtliche Namen der Ermordeten genannt und jeweils mit einem gemeinsamen „Presente“ gewürdigt.
Vor allem Indigene, von der Dominanzgesellschaft seit jeher marginalisiert, ausgebeutet und rassifiziert, kämpfen derzeit gegen eine massive und mörderische Repression, losgetreten durch das Regime von Dina Boluarte. Diese gelangte ins Präsidentenamt, nachdem ihr Vorgänger, Pedro Castillo, unter dem Versuch, den von den Rechten dominierten und ihn dauerblockierenden Kongress aufzulösen und eine Notstandsregierung zu installieren, abgesetzt und verhaftet wurde.
Die Protestierenden fordern den Rücktritt von Boluarte, Auflösung des Parlaments, Neuwahlen, die Freilassung der Gefangenen und ein Verfassungsreferendum. Letzteres war auch bereits eine Forderung Castillos. Das Gros der Mainstreammedien verunglimpft die Aufständischen und Streikenden als „Terroristen“.
Manche der Aufständischen halten nach wie vor zu „ihrem“ Präsidenten Pedro Castillo. Er gilt für sie als ehemaliger Landlehrer und Gewerkschafter indigener Herkunft, aufgewachsen in einer bäuerlichen Familie, als die Stimme der Unterdrückten, trotz seines immer mehr nach rechts abgedrifteten Regierungsprogramms und trotz Vorwürfen von Korruption und Vetternwirtschaft. Doch er setzte sich zB auch für die Stärkung der kleinfamiliären Landwirtschaft ein, wenngleich eine Landreform wiederum ausblieb. Viele seiner Wahlversprechen blieb er schuldig.
Besondere Gästin auf der Abschlusskundgebung war Lourdes Huanca. Sie ist Gründerin und Präsidentin der Nationalen Föderation der Bäuerinnen, Handwerkerinnen, Indigenen und Lohnarbeitenden von Peru (FENMUCARINAP) und führt auch als Feministin, Bäuerin, Umweltschützerin und Aymara einige der Demonstrationen in Peru an. FENMUCARINA ist auch Mitglied bei La Via Campesina. (Wir werden zum Aktionstag dieses weltweiten Bündnisses von Kleinbäuer*innen, Landarbeitenden und Indigenen am 17.04. wieder ein Infofest mit anderen Initiativen durchführen. Den genauen Termin geben wir noch bekannt).
Lourdes Huanca verweist in Interviews darauf, dass viele Konzessionsverträge zur Ausbeutung der Bodenschätze nach 30-jähriger Fixierung neu vergeben werden sollen, was die Rechte verhindern wollte. Auch Castillo wollte sich ursprünglich dafür einsetzen, dass diesmal ein Großteil der von transnationalen Konzernen betriebenen Wertschöpfung in Peru bleibt.
In den Redebeiträgen auf der Demo gab es immer wieder Forderungen nach einem Ende des ausbeuterischen neokolonialen Extraktivismus, von dem auch deutsche Konzerne und Unternehmen profitieren. Sie missachten damit die Rechte Indigener, zerstören die Umwelt und verstärken die Klimakatastrophe.
Que se vayan todos! ** Unidos par la Dignidad! ***
* Nur der unterdrückte Teil der Bevölkerung rettet den unterdrückten Teil der Bevölkerung!
** Lasst sie [die korrupten Kongressabgeordneten] alle gehen!
*** Vereint für die Menschenwürde!