Social Washing mit grüner Wirkformel

6. Mai 2017

Zalando, Europas größter Modeversandhändler und Aktiengesellschaft SE mit derzeit 12.000 Mitarbeiter*innen, möchte an seinem Kreuzberger Standort in der Zeughofstraße einen Dachgarten errichten. Auch wir wurden um Unterstützung gefragt.

„Wir möchten gemeinsam arbeiten, nicht nur am Schreibtisch. In Workshops, Gartenarbeitstagen, in Projekten mit unserer Kita wollen wir uns für den Schutz von Umwelt und Natur engagieren, den Aufbau von weiteren urbanen Gärten an anderen Zalando Standorten ausrollen und über den ökologischen Anbau und gesunde Ernährung informieren“.

Klingt doch toll, wenn sich Angestellte neben ihrem eigentlichen Job nun auch noch um das städtische arbeitsplatzzugehörige Grün kümmern dürfen. Oder müssen? Nicht mit uns!

Es ist prinzipiell begrüßenswert wenn sich mehr und mehr Menschen für ökologischen Lebensmittelanbau und gesunde Ernährung interessieren. Doch wenn diese dringlichen Anliegen durch Unternehmensinteressen gekapert und für den Zweck der Profitsteigerung samt neuer zeitgemäßer Corporate Identity und verbesserter Public Relation mißbraucht werden, ist Schluss mit lustigem netzwerken.

Das Unternehmen Zalando steht seit langem in der Kritik. In der Vergangenheit vielfach bemängelt wurden fragwürdige Pausenregelungen, Arbeitsplatzüberwachung, hoher Arbeitsdruck, sehr hoher Anteil an befristeten Verträgen, mickrige Stundenlöhne. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kritisiert die eingeschränkten Arbeitnehmer*innnenrechte beim europaweiten Betriebsrat. Zwar heisst es zuweilen, dass sich das Unternehmen auch konstruktiv zeige in der Behebung einiger dieser Mängel – was die Mängel aber nicht grundlegend beseitigt.

Einem solchen Unternehmen werden wir keinen grünen trendy Anstrich verpassen helfen. Wie Vattenfall mit seinem Vorzeigegarten am Standort in der Köpenicker Straße Greenwashing betreibt, scheint nun auch Zalando auf den Washing-Zug aufspringen zu wollen, indem es den Anschluss sucht an Garteninitiativen aus den Stadtteilen, um seinen ramponierten Ruf aufzupolieren: durch Socialwashing mit grüner Wirkformel.

Zalando will nun zu allem Übel auch noch als weiterer Anheizer und Gewinnler der Gentrifizierung im Wrangelkkiez in Kreuzberg auftreten. Dort wird das Unternehmen Hauptmieter des geplanten Gewerbegebäudes auf der lange umkämpften Cuvrybrache werden. Und auch hier soll offenbar “gemeinschaftsgegärtnert“ werden.

Nicht unerwähnt lassen wollen wir in diesem Zusammenhang, dass die sog. Samwer-Brüder, die einst mit ihrem Startup Zalando ein Vermögen gemacht haben, sich auch im Poker um den Aufkauf von Häusern eines ganzen Blocks im Neuköllner Reuterkiez beteiligten. Mittlerweile sind sie als Gesellschafter der Hintze-Gruppe Mitvermieter dort. Die betroffenen Mieter*innen von „Unser Block bleibt“ kämpfen gegen drohende Modernisierungen und Mieterhöhungen.