„dass wir frey seyen und woellen sein“ (1525)

Vor 500 Jahren erhoben sich vor allem in Süddeutschland und angrenzenden Regionen massenhaft Bäuer*innen und weitere Unterprivilegierte gegen die Herrschaft des Adels und der Kirche. Mobilisierend wirkte ein Manifest, die 12 Artikel von Memmingen, das die Selbstverwaltung der dörflichen Gemeinschaften, die Allmende-Bewirtschaftung, eine verlässliche Rechtssprechung ohne Willkür, die Reduzierung der Abgaben und die Abschaffung der Leibeigenschaft einforderten, „dass wir frey seyen und wöllen sein“. Eine „Bundesverordnung“ wurde verabschiedet, die auf kommunale und konföderale Strukturen abhob. Nach anfänglichen Erfolgen wurden die Aufstände blutigst niedergeschlagen. Doch die Ideen lebten weiter, der Kampf um Selbstbestimmung und Freiheit wurde an unzähligen Orten weltweit weitergeführt, bis heute.

Darauf möchte das Bündnis „500 Jahre Widerstand – für das Leben, für das Land“ aufmerksam machen. Es interessiert sich dabei besonders für den Zusammenhang der Zerstörung der dörflich-agrarischen Lebensweise durch Einhegung und Privatisierung der Allmende mit dem einsetzenden frühkapitalistischen Welthandel, dem beginnenden Kolonialismus, der den Kapitalismus mit seinen in den Kolonien abgepressten Erlösen befeuerte, dem die Ausbeutung von Sklav*innen und Indigenen legitimierbar machen wollenden Rassismus wie auch der jahrhundertelangen Hexenverfolgung und späteren Zurückdrängung der Frau an Heim und Herd.

Der reichste Mensch zur Zeit der Bauernaufstände, Jakob Fugger, finanzierte deren Niederschlagung ebenso wie er zuvor, 1499, an der Entsendung von Schiffen nach Abya Yala beteiligt war. In den Kolonien wehrten sich indigene Gemeinschaften gegen dortige Enteignungen, auch zusammen mit entflohenen Sklav*innen und aus dem britischen „Mutterland“ deportierten Zwangsarbeiter*innen. Viele dieser Deportierten wurden im britischen Königsreich durch die autoritären Umstrukturierungen land- und arbeitslos gemacht, kriminalisiert und in überfüllte Gefängnisse gesteckt. Deren „Entleerrungen“ sorgten dann für billige Arbeitskräfte in den Kolonien.

Auch heute kämpfen viele Kleinbäuer*innen weltweit um Land und Freiheit. So wehrt sich der indigene, kleinbäuerliche Widerstand des CIPOG-EZ (Concejo Indígena y Popular de Guerrero – Emiliano Zapata) in Mexiko gegen die andauernden Angriffe paramilitärischer Einheiten. Dieser selbstorganisierte Verbund schickte jüngst eine Grußbotschaft an das Bündnis „500 Jahre Widerstand – für das Leben, für das Land“: „Wir befinden uns in einer sehr kritischen Phase, da wir uns einer Terrorkampagne ausgesetzt sehen, die unsere Gemeinden überschwemmt und unseren Menschen extremster Gewalt aussetzt. Und dies einfach nur, da wir als Pueblos in unserem Widerstand standhaft geblieben sind. Dabei trägt der Staat eine Mitschuld, denn während wir bedroht, gekidnappt, vertrieben und ermordet werden unternimmt der Staat nichts gegen die paramilitärischen Gruppen, von denen sie längst wissen, wer sie sind und wo sie agieren.“

In Frankreich kämpft Les Soulevements de la Terre u.a. gegen riesige Wasserspeicher mit Aktionen des zivilen Unghorsams und der Aneignung (wir berichteten). Hierzulande wurden gegen den Wassernotstand und die Teslafarbik in Grünheide Sabotageaktionen, eine Waldbesetzung, Kundgebungen, Aktionstage durchgeführt. Die weitaus regelkonformere Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) wiederum setzt sich gegen das Höfesterben und die vielfachen Zerstörungen einer industriellen Landwirtschaft ein. Die Memminger Artikel sind für sie nach wie vor höchst aktuell.

Thomas Müntzer, der radikale Reformator und Umstürzler, beklagte vor 500 Jahre: „Die Grundsuppe des Wuchers, der Dieberei und Räuberei sind unser Herrn und Fürsten, nehmen alle Kreaturen zum Eigentum: die Fisch im Wasser, die Vögel in der Luft, das Gewächs auf Erden muß alles ihr sein“.

Bundespräsident Walter Steinmeier, vormals der zentrale Architekt der Hartz-4-Agenda-Verschärfungen, zog in einer kürzlich in Memmingen gehaltenen einhegenden Festrede eine Linie von den Bäuer*innenaufständen hin „zu unserer freiheitlichen Demokratie“, spricht vom „faszinierenden ´Projekt Freiheit´“. Seine Freiheit jedoch garantiert zuvorderst die Freiheit der Privateigentümer*innen, Reichen und Mächtigen, alles zur Ware machen und verwerten zu können.

Auch dagegen positioniert sich der weltweite Zusammenschluss von Kleinbäuer*innen, Hirt*innen, Fischer*innen und Landarbeiter*innen La Via Campesina und ruft für den 17. April wieder zu Aktionen auf.

Es geht um nichts weniger als darum, uns (wieder) Land und Produktionsmittel anzueignen, sie kollektiv und solidarisch zu nutzen! Ernährungssouveranität und -autonomie bleiben Handarbeit! Und in Zeiten weiter steigender CO2-Emissionen und einer faschistischen und rechten Mobilisierung ist der Kampf gegen die Klimakatastrophe: Antifaschismus!

radiocorax.de/wp-content/uploads/CORAX_PZ_AprilMai25_web.pdf
contraste.org/tag/bauernkrieg
viacampesina.at/hurtig-500-jahre-bauernkrieg/
i-dk.org/

Angärtnern

Sonntag, 23.03., ab 14 h.

Frühling. Rausgehen. Stadt/Natur. Zusammen gärtnern. Im Freiraum im Aufwertungsgebiet. Kein „gardening“. Sich in diversen Arbeitsstationen ausprobieren. Pizza ausm Lehmofen. Austausch. Lagerfeuer. Hängematte. Tischtennis. Handfeste Infos darüber wie es ist und was es werden könnte, so gartenmäßig & womöglich gesamtgesellschaftlich. Komm vorbei und mach dir die Hände dreckig! Wir freuen uns!

NEIN zu den Minen, JA zum Leben!

Die Transformation in einen angeblich grüneren und nachhaltigeren Kapitalismus der Konzerne und der Reichen benötigt Unmengen an neuen Rohstoffen. Um sich große Mengen an Lithium zu sichern, das u.a. für E-Autos und deren Batterien benötigt wird, sollen ganze Landschaften zerstört, Bewohner*innen enteignet, Wasser, Boden und Luft verseucht werden.

Im westserbischen Jadar-Tal plant der anglo-australische Konzern Rio Tinto ein riesiges unterirdisches Bergwerk, das an der Oberfläche ein Gebiet so groß wie 300 Fußballfelder ausmacht. Wochenlange Straßenblockaden an vielen Orten und eine Massenpetition mit 290.000 Unterschriften nötigten Präsident Vučić zum vorläufigen Rückzug – um kurz nach der vielfach wegen Betrugs angefochtenen Wahl mit der EU und Deutschland eine strategische Partnerschaft einzugehen. Eine weitere Protestwelle entstand, doch der Druck der Machthabenden steigt, viele Aktivist*innen wurden verhaftet, ein Wissenschaftler erhielt Morddrohungen.

Auch für die Gegend um Covas do Barroso im Norden Portugals gibt es Pläne für Lithium-Minen. Hier ist es die britische Aktiengesellschaft Savannah Resources, die eine zum Weltkulturerbe erklärte Landwirtschaft umpflügen will. Bis zu einem Dutzend 150 Meter tiefe Löcher mit einem Durchmesser von bis zu 600 Metern sollen entstehen, der kontaminierte Aushub soll mittels eines riesigen Damms gesichert werden. Die örtliche Bevölkerung ist alarmiert. Auch die vielfach existierenden baldios, kommunale Weide- und Waldflächen in Selbstverwaltung, sollen enteignet werden. Mehrere Protestcamps wurden bereits durchgeführt und Probebohrungen blockiert.

Unidos em Defesa de Covas do Barroso (UDCB) ist eine lokale Vereinigung zum Schutz der Umwelt, des Kulturerbes und der Lebensqualität in Covas do Barroso. Marš sa Drine (MSD) ist ein Netzwerk aus 20 Organisationen und unabhängigen Expert*innen in ganz Serbien und der Diaspora. Beide organisieren mit anderen Vereinigungen zusammen jeweils den örtlich-regionalen bzw. landesweiten Widerstand.

Props gehen raus an die Sandkörner, die letzte Woche im NewYorck eine Videoschalte mit Vertreter*innen der beiden Organisationen durchführten!

´Die Pandeon AG soll uns einfach aus der Sonne gehen!´

Nicht nur unser Gemeinschaftsgarten hat es mit einem Immobilienneubau zu tun, der Pflanzen, Tiere und Menschen die Sonne nimmt und der zu weiterem Aufwertungsdruck auf dem Immobilien- und Wohnungsmarkt führt. Auch der Verein „Laskerwiese“, der nicht weit vom Ostkreuz und bereits seit 2006 Beete und Park betreibt, wehrt sich gegen einen sonnenklauenden Bau des in der Stadt schon sattsam bekannten wie verhassten Großinvestors Pandeon AG. Dessen „Ostkreuz-Campus“, ein weiterer unnötiger Büroklotz, und in direkter Nachbarschaft liegend, ist teilweise schon bezugsfertig. Weitere Investorenprojekte im Laskerkiez und darüber hinaus sollen folgen.

Doch kein Grund klein beizugeben für die Mitwirkenden und Nutzenden der Laskerwiese. Mit einer Petition fordern sie: Blumen- statt Betonwiese! Ein Teil der Bödikerstraße, der zwischen Wiese und dem Pandeon-Neubau liegt, soll entsiegelt und zu einer Grün- und Spielplatzfläche umgewandelt werden. Die BVV findets mehrheitlich gut, doch angeblich fehlt mal wieder das Geld. Eine Petition soll nun den Bezirk an seinen grundsätzlichen Beschluss, entsiegeln zu wollen, erinnern.

Ob Pandeon zu Zahlungen bereit ist bleibt derzeit offen. Erst die Stadt mit Büro-Betonbauten zuklotzen, um sich dann im nachhinein auch noch als nachbarschaftlicher grüner Wohltäter inszenieren zu können – so geht das Berlin der Reichen, Investoren und Spekulanten und ihren willfährigen Unterstützer*innen in Politik und Verwaltung, die uns und der Mehrheit der Berliner*innen die Luft zum Atmen abschnüren.

https://www.laskerwiese.de/petition-zur-erweiterung-der-laskerwiese/
https://laskerkiez.noblogs.org

Nachtrag: durch eine Brandstiftung in der Nacht vom 15. auf den 16. Januar ist der Material-Container der Laskerwiese komplett abgebrannt. Es gibt einen Spendenaufruf. Auch Sachspenden sind willkommen.
https://www.betterplace.org/de/projects/150187

SoMmErfEst!

Samstag 14.09. ab 15 h

Tomatenrutsche, fertig, los!

Live & in Farbe: ZERO DISCOUNT (wave punk) & more

Leckere Küfas, Bar & Cocktails, Kindertrampolin, Tischtennis, Ausklang mit Lagerfeuer.

Sollte es mal regen – wir tanzen mit euch auch unter Pavillons und Planen.

Soli-Spenden gehen diesmal an: uns! Zur Deckung diverser Kosten.

„Kalle“ und andere Investorenprojekte, Baugruppen und die Stadt der Reichen auf den Kompost!

********************************************************************************************************

Sonntag, 15.09. * 20 h

Quiz im Garten zu Lebensmittel, Wasser, Landwirtschaft und Lobbyismus, von und mit Bambi-Guerilla. 
Gefragt ist alles mögliche rund ums Essen, von lustig über nerdig bis lehrreich. Und dabei mal locker über den Tellerrand geschaut. Mit verschiedenen Zutaten ein Menü für eine enkeltaugliche Welt überlegen. Das Level ist von Kochanfänger*in bis 3-Sternchen-Köch*in.
Allergie-Hinweis: Einzelne Gänge des Menüs enthalten Kapitalismuskritik und Humor.
Mit Filmclips auf Leinwand.
Die Bar öffnet um 19 h.

Kiezkino im Garten: Auf der Adamant

Kommenden Dienstag, 27.08, zeigen wir ab 20.30 den preisgekrönten Dokumentarfilm „Auf der Adamant“ von Nikolas Philibert (2022, 105 Min., Französisch mit dt.Ut.).

Ein Tageszentrum auf einem Schiff an der Pariser Seine. Hierher kommen seit 2010 Erwachsene mit psychischen Störungen. Sie können sich auf Gespräche und Workshops einlassen, die Patient*innen schreiben Chansons, singen, veranstalten Filmfestivals, malen und zeichnen, nähen, lesen, stellen Marmelade her, beteiligen sich an der Buchhaltung. Oder sie kommen einfach nur auf einen Kaffee vorbei. Der sehr ruhige, betont unspektakuläre Film verzichtet auf eine kommentierende Stimme, die Menschen erzählen selbst von sich, ihren Ängsten und Träumen. Der Regisseur Philibert ist ganz nah an den Patient*innen, beobachtet, verwickelt sie in Gespräche und beantwortet ihre Fragen dazu, was er tue. Philibert begreift die Adamant als „einen Ort des Widerstands, wo die poetische Funktion des Menschen und der Sprache gedeihen kann. Wie lange noch?“

Im Anschluss wollen wir uns über den Film austauschen. Wir freuen uns beispielsweise über Inputs zu Psychiatrie und Menschenrechten, zum Zusammenhang von Kapitalismus und Krankheit („Aus der Krankheit eine Waffe machen!“) oder zu selbstorganisierter psychosozialer Gesundheit.

Die Bar öffnet um 19.30. Kein Eintritt, Spenden sind willkommen!

Kiezkino im Garten: The Illusion of Abundance

Unsere kleine Filmreihe startet kommenden Dienstag, 13.08., um 20:45. Wir zeigen den Dokumentarfilm „The illusion of abundance“ von Erika Gonzales Ramirez und Matthieu Lietaert (2022, 59 Min, Spanisch/Englisch/Portugiesisch mit dt.Ut.). Die Bar öffnet gegen 19:45. Eintritt frei, über Spenden freuen wir uns.

Drei Frauen – Máxima, Carolina, Bertha – führen in ihren Herkunftsländern Peru, Brasilien und Honduras einen mutigen und ausdauernden Kampf gegen transnationale Konzerne. Diese zerstören und vergiften ihre Lebensgrundlagen, rauben ihr Land oder locken sie mit Lügen von ihrem Boden weg, um den fortdauernden Hunger des Globalen Nordens nach Ressourcen, Energie und letztlich Profiten zu stillen, im Einklang und in Komplizenschaft mit den Verantwortlichen vor Ort. Auch deutsche Firmen sind beteiligt. Mindestens 1.733 Umweltschützer*innen wurden in den letzten zehn Jahren weltweit getötet, die meisten davon in Abya Yala (resp. Lateinamerika), darunter viele Indigene. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen. Auch Berta Cáceres war den Mächtigen ein Dorn im Auge und wurde ermordet. Ihre Tochter Bertha führt ihren Kampf gegen die modernen Konquistadoren fort.

Am Austausch nach dem Film nehmen Camila (FDCL, KoBra) und weitere Menschen aus der Bewegung gegen Neokolonialismus und Extraktivismus teil.

Soli-Party

Samstag 03.08. ab 15 h, mit diversen musikalischen Beiträgen, einer Lesung & Oldie-Disko.

Programm: „Klassische“ Protestsongs aus internationalen Bewegungen & andere Lieder von Gerald Wolf, Ramon Heroz liest aus seinem jüngsten Roman „The Healing of Planet Asshole“, Electrical-Political-Poetry von Rainer Warzecha (Covers), argentinische Musik interpretiert von Octavio Barattucci & Estellla del Mar, Golden-Disko-Mix von Dido & Zeppi (Rock, Salsa, Cumbia).

Kein Eintritt, Spenden willkommen.
Die Einnahmen der Veranstaltung werden an ein argentinisches FrauenLesbenTrans*-Projekt weiter gegeben, konkret an Sofia Castro Riglos, die einzige Frau, die Anfang Mai einen Brandanschlag auf ein Wohnprojekt in Buenos Aires überlebt hat, bei dem 3 Frauen verbrannt/ermordet worden sind: Pamela Cobbas, Roxana Figueroa, Andrea Amarante. Laut der Asamblea de Lesbianas de Barracas richtete sich das Hassverbrechen gegen ihre Identität als Lesben und ihre Armut. Gelder werden für Bestattungs-, Medizin-, Behandlungskosten u.a. benötigt.