Am Montag waren Vertreter*innen außerparlamentarischer Strukturen ins A-Café im New Yorck geladen. Sie berichteten über die Planungen des französischen Staates und seiner Endlageragentur ANDRA, im französischen Örtchen Bure ein sog. Tiefenendlager für atomaren Ewigkeitsmüll zu errichten. Der Name: CIGEO (centre industriel de stockage géologique). Unter dem Vorwand, nur forschen zu wollen, wurden peu à peu Tatsachen geschaffen.
Ab etwa 2040 sollen hier in 500 m Tiefe in Ton- und Mergelgestein mittel- und hochradioaktive Abfälle aus französischen AKWs gelagert werden. Ein gigantisches und mind. 40 Mrd. teueres Projekt mit einem 300 km langen Schachtsystem.
Eine vergleichbare Standortsuche wie in Deutschland fand nicht statt. Was vor allem dem Umstand geschuldet sein dürfte dass es in Frankreich keinen in der Bevölkerung derart breit verankerten Widerstand gab wie hierzulande. Atomkraft ist in Frankreich zentrale Staatsraison, und diese wurde zusammen mit dem militärischen Atombombenprogramm seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges in die Köpfe der Menschen gehämmert.
Bure liegt im Departement Meuse, ein dünn besiedelter und strukturschwacher Landstrich, von dem sich der französische Staat wenig Widerstand erwartete. Vorsorglich pampert der Staat die Gemeinden mit Subventionen.
Viele der Menschen in Meuse haben erhebliche Sicherheitsbedenken. So ist die Geologie der für die Lagerung vorgesehenen Stelle überhaupt nicht ausreichend geprüft. Und wer möchte schon auf einer tickenden Ewigkeitsgefahrenquelle hocken und befürchten dass Strahlungen entweichen können? Die Angst ist da vor Bränden in den Tunneln, Explosionen, der Kontaminierung des Grundwassers.
Entsprechend formierte sich seit den 90er Jahren vielfältiger Widerstand vor Ort. NGOs und bürgerliche Opposition machten in Hochphasen des Protests zu Tausenden mobil, und es gab und gibt robusten Widerstand. Ein Waldstück wurde immer wieder besetzt, Mauern wurden gebröselt, Dienstautos fahruntüchtig gemacht, Bohrlöcher beschädigt, militante Demonstrationen durchgeführt. Kollektive Häuser, die gegen die Atomindustrie kämpfen, bieten aktuell Räume der Information, der Organisierung und des Zusammenlebens.
Der Staat reagierte mit Repression, Menschen wurden beschuldigt Teil einer „kriminellen Vereinigung“ zu sein, was vor Gericht nicht durchkam, Betretungsverbote und Ausweisungen wurden verhängt, Razzien durchgeführt. Direkt auf dem ANDRA-Gelände ist eine 100-köpfige Einheit der Gendarmerie stationiert.
Bare liegt 150 km von der deutschen Grenze entfernt. Deutsche Behörden sind beunruhigt bzw. erwecken diesen Anschein und evaluieren die Sicherheitsstudien zum CIGEO fortlaufend. Noch fehlt die endgültige Zulassung für den Bau.
Ein breites bürgerliches Bündnis mobilisiert nun europaweit für den 03.06. zu einer Großdemonstration. Autonome und anarchistische Gruppen planen eigene Aktionen. Und vom 26.08. bis 03.09. findet ein Widerstandscamp statt. „Terres et Communs, Treffen kleinbäuerlicher und ländlicher Kämpfe“.
„In einer Zeit, in der die Umwelt- und Sozialkatastrophe offen zutage tritt, ist es höchste Zeit, der Resignation gegenüber dem neoliberalen und kolonialen System entgegenzuwirken und kämpferische und kollektive Praktiken der Autonomie in ländlichen Gebieten hier und anderswo entstehen zu lassen. Wir laden alle ein, die sich für die Verteidigung des Bodens und den Aufbau von Gemeingütern interessieren, denn diese Herausforderungen betreffen uns alle“.
Bure ist Überall – nieder mit der Atomindustrie! Und der EU-Taxonomie!
https://bureburebure.info
Für ein internationales Verbot chemischer und nuklearer Tiefenendlagerung!