Disrupt. Food System. Aktionstage

Im Großraum Bremen finden vom 9. bis 13.10. die Disrupt Action Days gegen die Agrarindustrie statt. Es gibt ein Camp, vielfältige Aktionen sind geplant. Denn Widerstand ist notwendig gegen die Logik eines neokolonialen zerstörerischen Ernährungssystems, das auf Ausbeutung basiert, das Menschen, Tiere, Land und Klima schädigt. Auch geht es Disrupt Foodsystem darum, Wege sichtbar zu machen, wie Ernährung gerechter, solidarischer und zukunftsfähiger gestaltet werden kann – für alle. Angekündigt sind schonmal eine Protestradtour, eine Protesthafenrundfahrt, eine Bündnisdemo und Aktionen des zivilen Ungehorsams.

In Brake unweit von Bremen befindet sich der wichtigste deutsche Sojaimporthafen. Hier legen die großen Frachter an, die Futtermittel aus Südamerika bringen. Damit sie die Weser passieren können, wurde der Fluss bereits vertieft – und weitere Vertiefungen sind geplant, mit dramatischen ökologischen Folgen.

„Die riesige Anzahl an Tieren, die von der Tierindustrie gehalten, geschlachtet und zu Fleischprodukten verarbeitet werden, kann niemals mit lokalen Futtermitteln ernährt werden. Für die Fütterung der Schweine, Rinder und Hühner, die bei Tönnies, PHW, Vion, Westfleisch und Co. geschlachtet werden, werden große Mengen an Futtermitteln wie z.B. Soja importiert, insbesondere aus süd- und mittelamerikanischen Ländern wie Brasilien.

Immer wieder gibt es Hinweise auf illegale Rodungen, um im globalen Süden massenhaft Futtermittel für die Tiere in den Mastanlagen Europas zu produzieren. Diese landen dann oft als Billigfleisch in unseren Supermärkten. Lokale Ökonomien werden zerstört. Indigene Gemeinschaften werden entrechtet und vertrieben. Menschen, die Widerstand dagegen leisten, werden drangsaliert oder ermordet. Länder in Lateinamerika sind tatsächlich die tödlichsten Orte für Klimaaktivist*innen in der Welt. Wie oft in Südamerika gesagt wird: “todo mundo tem sangue de índio: os pobres, nas veias; os ricos, nas mãos” [“Alle haben indigenes Blut: die Armen in ihren Adern, die Reichen in ihren Händen”]. Es liegt an uns, zu entscheiden, ob wir diese jahrhundertelange Unterdrückung fördern oder etwas dagegen tun wollen.

Die neokoloniale Abhängigkeit des globalen Südens von Kapital und Interessen des globalen Nordens wird durch die Agrar- und Tierindustrie nur noch verstärkt. Ein gutes Beispiel dafür ist das EU-Mercosur-Abkommen. Das noch nicht beschlossene Abkommen würde den EU-Import von relativ gesehen minderwertigeren landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie Produkten auf Sojabasis, Sojabohnen und anderen minimal verarbeiteten Materialien erleichtern. Gleichzeitig würden teurere Produkte wie Autos, Flugzeuge und Pestizide in die Mercosur-Länder exportiert werden. Dadurch werden lediglich alte neokoloniale und wirtschaftliche Abhängigkeiten verfestigt (…) Ich möchte diese Rede mit einem Satz des indigenen Aktivisten und Philosophen Ailton Krenak schließen: „O amanhã não está à venda“ [„Das Morgen steht nicht zum Verkauf“]“ (Auszüge aus einem Redebeitrag einer am Bündnis Disrupt teilnehmenden Person für das Sommafest 2025 der Prachttomate).

Disrupt ist ein antikapitalistisches Bündnis das sich derzeit vor allem für eine sozial und ökologisch gerechte Landwirtschaft, für ein weitestgehend autofreies Mobilitätssystem und für dezentrale und erneuerbare Lösungen zur Energiegewinnung einsetzt. Die Disrupt Action Days gegen die Agrarindustrie sind Teil der Internationalen Aktionstage gegen das Logistikimperium vom 10. bis 12. Oktober – gegen Bomben, Barrels, Bullshit.

EIne Aktion des Widerstands-Kollektivs vor wenigen Tagen